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Das war der Grand Slam 2019

Liebe Freunde des ausgewogenen Humors,

was war es doch für ein toller Abend – abgesehen von der schweren Dyskalkulie des Moderatorenteams. Am Ende konnte aber auch das der Herrlichkeit des Abends keinen Abbruch tun.

Acht fantastische Poeten kämpften um den Titel „Landesmeister Vorarlberg“ und zermetzelten lyrisch das Saumarkt Theater. Damit sich Publikum und Jury auch entsprechend auf dieses Inferno vorbereiten konnten, hat Chiara Huber – als Feature – den Opferlamm-Text gebracht. Augen in Meerblauglanz, geebnete Wege, lachende Empathie und egozentrische Verblendung. Lasst uns in Gedanken versinken, kein Krampfhaftes sinnsuchen mehr. Wie soll denn etwas blühen, wenn man nur Unkraut ist? So bleib deinem Lebensweg treu, wenn du ihn gefunden hast.

Als erste Poetin des Wettkampfs startete dann Manuela Mühlegger. Sie erzählte uns von zerschnittenen Stricken die uns im Alltag festhalten, Goldtalern und Bausparern und leeren Kadavern Von Träumen die niemanden entzücken und Gefühlen die uns beflügeln. Wir sind Menschen und keine Nutzflächen, darum hör auf ein Niemand zu sein und lass dich in Freiheit fallen.

Jay Man, der Tätowierte mit einem an der Banane, der sich um Kopf und Kragen rappt. Durch Ignorieren löst man keine Probleme und Rapeisten mit der Schlagbohrmaschine fisten. Deutsche Waffen zerstören fremde Länder, aber Flüchtlinge sind hier nicht willkommen. Der Text ist eine Danksagung an „Friday for Future“-Kinder, Sanitäter und Ehrenämter. Love & Peace!

Als nächste Poetin stand Theresia Gröchenig auf der Bühne und erzählte uns von dem kleinen Mädchen, das die Schule mit den zwei Türmen liebt. Dort, wo an Regentagen mit Buntstiften geschrieben wird, und die Lehrerin gab immer ein Sehrgut. Danach kamen Schulwechsel und aus Sehrgut wurde Gut, wurde Genügend und sie hatte keinen Bock mehr auf Resignation. Steiger‘ dein Selbstwertgefühl und du fühlst dich wieder gut.

Der nächste Poet des Abends war Tarik-Samy Khalil, ein ägyptischer Underdog, der nicht in einer Pyramide wohnt und dessen Vater auch kein Pharao ist. Dafür hat er ihn aber richtige Werte und Anstand gelehrt. Denn nicht jeder Araber ist ein Terrorist, nicht jeder Migrant ist ein Vergewaltiger und nicht jeder Österreicher ist ein Fritzl. Darum seid wachsam, weltoffen und erhebt eure Hand gegen den sich ausbreitenden Rechtsruck.

Ivica Mijajlovic hatte dann auch gleich den Gegenentwurf zu allen momentanen Parteien. „Sex“, „fuck first“ und „Make Austria sexy again“ waren die Slogans seiner Sex-Partei. Mit Werten wie: „Orgasmen müssen sich wieder lohnen“, „mehr Zeit für Sex“ und einer „Orgasmusprämie“ hatte er sich nicht nur die Lacher des männlichen Publikums gesichert. Jeder darf aussehen, lieben und Sex haben mit wem und wann er oder sie will. „Fuck for Future“ und „Masturbationsenergie statt Atomkraftwerke“ sollen zum Umweltschutz beitragen. Nur wer nicht mitmacht – dem droht Sexentzug!

In Nadine Bösch’s Text wurde es mucksmäuschenstill. Denn er nutzte ihre Liebe und seine Macht. Sie schwieg es tief in sich hinein. Sie lebte und es machte sie stark – auf ihre Art und Weise. Irgendwann kann sie es aber nicht mehr hören, sehen und fühlen. Sie will ihre Ruhe. Still, still, still, weil keiner etwas hören will. Sie gab die Scham zurück und vor stand ihre Zukunft mit Licht…

Simon Ludescher, der nächste Poet im Line up, erzählte uns vom „Ich Bin Ich“ Tierchen. In Gassen ohne Sonnenschein fühlte es sich nicht wohl. Da sah es eine Bar und wollte hinein, aber der große breite Mann an der Tür wollte es ohne Ausweis nicht hinein lassen. Da sah es einen alten Mann auf der Straße liegen. Es half ihm auf und nahm ihm dabei den Ausweis weg. Dann formte es sich das Gesicht nach dem des alten Mannes und ging in die Bar. Doch der Türsteher misstraute ihm und rief die Polizei. Die nahm das kleine Tierchen fest und steckte es ins Gefängnis. Das aber freute das kleine Tierchen, denn es hat sich die Identität von Donald Trump geklaut und tat der Menschheit somit einen Gefallen.

Als letzte Poetin des Abends betrat Luna Levay die Bühne und erzählte uns von ihrer Tante, die liebend gern redete und reiste. Sie liebte Kaffe und hatte volles Haar – doch das verlor sie alsbald. Auch das Reden verstummte mehr und mehr. Der Körper war geschwächt von der Chemotherapie und sie musste haufenweise bunter Pillen zu sich nehmen. Du wirst es überstehen, bald alles wieder machen können. Reisen, essen und fotografieren. Doch der Krebs war stärker. Die Augen haben ihr Feuer verloren, die Sprache ist dem Schweigen gewichen und der Körper ausgemergelt. Dann ginge es ganz schnell. Noch ein Kuss und sie schied aus dem Leben…

Im Finale standen sich dann Jay Man, Ivica und Luna gegenüber, welches Ivica ganz knapp, vor Jay Man, für sich entschied. Somit heißt der alte und neue Landesmeister Ivica Mijajlovic.

Trotz kleiner Fauxpas war es ein wunderbarer Abend mit tollen Poeten, wunderbarer musikalischer Untermalung und einem sehr angenehmen Publikum. Ein ganz besonderer Dank geht auch an das komplette Team vom Saumarkt Theater. Ihr wart Weltklasse! Wir haben es genossen und freuen uns jetzt schon auf den nächsten Grand Poetry Slam. Bleibt uns bis dahin treu und gehabt euch wohl.

Herzlichst,
Tom Astleitner & Steffen Brinkmann