Es war ein Fest! Der erste Jam on Poetry im Jahr 2019 und gefühlt hat sich halb Vorarlberg im Spielboden eingefunden, um dem wunderbaren Line Up zu lauschen.
Das Opferlamm des Abends machte Andreas Fetsch. Shopping kann so anstrengend sein, das zeigte auch sein Text. Zwischen rüstigen Rentnern und kreischenden Kindern stand er mit Dosenravioli, einem Apfel und Klopapier an der Kasse und malte sich aus, wie lange er wohl mit einem Pferd auskommen würde, wenn es komplett zu Dosenravioli verarbeitet werden würde. Wen’s interessiert – es sind 43 Jahre.
Letzte Woche bereits Startplatz 1 beim Slam im Tak machte Victor mit seiner ungewollten «Tradition» weiter. Er richtete seinen Text an seine Mama. An die Mama von uns allen. An Mutter Erde. Sie raucht zwar schon seit Milliarden von Jahren – man würde meinen das schadet ihr, allerdings sind wir, die Menschen, das grösste Problem. Wir sind die Problemkinder und wir sollten uns ändern.
Wie Victor kam auch Poet Nummer 2 aus dem Allgäu. Jay Man – ein bekanntes Gesicht im Spielboden – präsentierte geschickte Wortspiele mit Interpreten und Vornamen. Er meinte, «Wenn Thomas Anders wird, hat Dieter Bohlen gemischt» und «Anette halbe Stunde» hätte er schon noch Zeit. Natürlich hatte Jay Man auch nur sechs Minuten und die kostete er diesmal komplett aus.
Die Girls in Red, unser erstes Slam-Duo seit wir auf zusammen moderieren, traten am 6.2 ebenfalls auf. Mit Poesie über Melancholie und Trauer, dem unaufhörlichen Regen und dem unaufhörlichen Schmerz und einer starken Team-Performance konnten sie das Publikum begeistern.
Auch eine Newcommerin hatten wir diesmal im Line Up. Laura stand zum ersten Mal auf der Bühne und präsentierte souverän ihren Text. Denn «Wenn der Tag die Nacht ablöst, dann verändert sich alles.» Auch die Zeit und auch Poetry Slam.
Ivica startete diesmal nicht mit seinen klassischen Fragen, für das fehlte ihm die Zeit und er startete direkt mit seinem Jahresrückblick für das Jahr 2019. Genau 2019! In dem Till Lindemann und Helene Fischer heiraten, herausgefunden wird, dass Wrestling Fake ist (das kann unmöglich sein) und Katzen mit dem Hashtag #MiauToo auf die Strasse gehen und gegen lustige Katzenvideos demonstrieren. Laut ihm wird 2019 ein turbulentes Jahr. Wir sind gespannt drauf.
Als nächstes trat Knut van Knöterich auf die Bühne und erläuterte den Unterschied zwischen reaktiven Hass und charakterbedingten Hass. Als Referenz dienten dabei allerlei Gurkensorten. Die Essiggurke sei laut ihm die Manifestation der Vollkommenheit, wo hingegen sich Salzgurken im Burger absoluten reaktiven Hass bei ihm auslösen. Der Typ, der auf die Idee kam, kleine Gurken in den Burger zu geben, der sollte bestraft werden – für ihn charakterbedingter Hass.
Nach dem Hass rief Ines Strohmaier «Komm wir gehen feiern!» Allerdings gefällt ihr das gar nicht. In ihrem Text ging es um Alkohol und was er aus den Menschen macht.
Theresia vollendete das achter Line Up und sprach über die Tücken des Bildungssystem und wie es jungen Menschen die Freude am Lernen nehmen kann. Wie die Noten in unserem Bildungssystem ging sie immer weiter runter, bis sie beim Genügend angelangt war. Für die Protagonistin in ihrer Geschichte gab es aber einen Ausweg – die Arbeit. Durch sie konnte sie wieder lernen und lachen.
Die Vorrunde war vorbei und im Finale standen sich Ines, die Girls in Red und Ivica gegenüber. Nach einer weiteren Runde, das Publikum wollte wohl noch mehr Poetry Slam, behauptete sich in einem Klatschduell Ines gegen Ivica.
Was für ein fantastischer Abend! Ein volles Haus, zehn wunderbare SprachkünstlerInnen und das hervorragende Team der Kantine machten den Abend zu einem richtigen Renner. Wir freuen uns auf Jam on Poetry im Mai und verabschieden uns für dieses Mal.
Steffen und Joe